19. Jahrhundert
1800
Eine Truppe unter dem Obristen Robroy quartiert sich für ein Jahr im Ort ein.
1804
Der Maurergeselle Friedrich Mörsch kauft am 9. Juli von Johann Schmidt ein Stück Garten am östlichen Ortseingang für 20 Gulden. Im selben Jahr baut er sich auf dem Gelände ein Haus. Die der Gemeinde zustehende Lehmgrube wird erneut in die Gutsfelder hineingegraben, weshalb es mit der Gerichtsherrschaft zum Streit kommt. Zwei Kompanien vom preußischen Regiment König quartieren sich ein. Sie sollen gegen Napoleon marschieren, bleiben aber aufgrund von Verhandlungen stehen und ziehen im April 1805 wieder ab.
1806
Nach der Niederlage bei Jena-Auerstädt hat Knautnaundorf wieder zahlreiche Einquartierungen, Lieferungen und Spannfuhren. Französische und bayerische Truppen brandschatzen im Dorf.
1808, Mai
Die Luppe tritt nach einem Gewitter über die Ufer, so dass die südliche Seite des Dorfes über einen Meter hoch unter Wasser steht.
1812
Von Karfreitag bis Ostersonntag hat der Ort französische Einquartierung, der in den nächsten Wochen noch weitere folgen.
1813
Knautnaundorf hat durch die Völkerschlacht zahlreiche Einquartierungen. Während der Schlacht von Großgörschen am 2. und 3. Mai flüchten die Bewohner nach Bösdorf und Knauthain in die Wälder. Der Einquartierung von Kosaken am 2. Mai folgt nach der Niederlage bei Großgörschen französische Einquartierung. Nach dem Überfall auf das Lützowsche Freikorps am 17. Juni bei Kitzen lagern französische und württembergische Truppen im Ort, die Essen und Hausrat plündern. Nach deren Abzug ist im Dorf kein Bissen Brot mehr vorhanden.
Während und nach der Leipziger Entscheidungsschlacht hat Knautnaundorf österreichische und russische Einquartierung, wobei es zu Plünderungen kommt.
Denkmal zum Überfall auf die Lützower am 17. Juni 1813 bei Kleinschkorlopp
1814
Seit Dezember 1813 ist Knautnaundorf Hauptquartier für die Rekonvaleszenten der Völkerschlacht geworden. Oft sitzen 30-70 Mann in einem Haus, die mit Kartoffeln ernährt werden müssen. Bis Februar 1814 dauern die Einquartierungen an. Die von der Gemeinde für den Krieg zu leistenden Spannfuhren, Kontributionen sowie Heu und Haferlieferungen können beglichen werden ohne Schulden zu machen.
1815
Aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses wird Knautnaundorf Grenzort. Hinter dem Dorf beginnt die preußische Provinz Sachsen, während Knautnaundorf beim Königreich Sachsen verbleibt. An der Straße nach Kleinschkorlopp und am Taubenberg werden die Grenzsteine Nr. 59 und 60 gesetzt.
Das Amt Leipzig bekommt die Obergerichte über das Dorf; die Kirche wird zur Ephorie Pegau geschlagen. Als der sächsische König im Mai aus der preußischen Gefangenschaft zurückkehrt, hält man in der Kirche ein Dankfest. Im Dorf sind noch immer Kosaken einquartiert. Christoph Zetzsche ist der erste namentlich bekannte Nachtwächter im Ort.
1817
Der Weg nach Eythra wird vom Spritzenhaus bis an die Dorfgrenze auf amtshauptmannschaftlichen Befehl durch die Gemeinde chaussiert.
1818
Vor dem Dorf an der Schule lässt die Gemeinde für Friedrich August den Gerechten, den König von Sachsen, einen Denkstein errichten, um den eine Eiche und zwei Akazienbäume gepflanzt werden.
1822
Carl von Hohenthal lässt für 14 000 Taler anstelle des alten strohgedeckten einen neuen Schafstall bauen.
1823
Johann Christian Conrad Fleck baut sich in dem zu seinem Pferdnergut gehörenden wüsten Garten ein neues Haus, da sein Hintersässergut am Luppengraben wegen häufiger Überschwemmungen baufällig geworden war.
1825
Der Versammlungsplatz der Gemeinde am Spritzenhaus wird mit Pappeln umsetzt. Die kleine Glocke wird umgegossen und die Turmuhr wiederhergestellt.
1829
Johann Friedrich Ernst Becker erhält am 31. März die Erlaubnis, sich im Ort als Stellmachermeister niederzulassen, "da ein solcher Meister dort bis jetzt nicht vorhanden ist".
1830
In Knautnaundorf gibt es 38 Feuerstätten, "wobei 1814 noch 7 wüst waren, von denen nach der Zeit zwei wieder bewohnt worden sind". Im September 1830 wird das alte Gottesackertor abgebrochen und durch ein neues Gattertor ersetzt.
1831
Der Verpächter Carl Adolph von Hohenthal betont den schlechten Zustand der Knautnaundorfer Teiche, die dringend in Ordnung gebracht werden sollten. Zum Inventar des Gutes gehören zwei Schafställe, eine Scheune, ein Kuh- und ein Schweinestall sowie die Schäferwohnung. Der Wandel der Schäferei zum Rittergutsbetrieb wird hier anhand der Gebäude schon deutlich. Die völlige Umwandlung zum Vorwerk ohne Schäferei wird wohl 1866 mit dem Neubau der Rittergutsgebäude in Knauthain stattgefunden haben.
1831
berichtet der damalige Pfarrer Carl Wilhelm Pietzsch, dass in jenem Jahr erstmals die jüngeren Leute das Pfingstbier im Ort hielten.
1832
Da im Juni des vorangegangenen Jahres die kleine Glocke gesprungen ist, wird eine alte vom Lützener Schloss gekauft, die am 24. Mai aufgehängt wird. Am 2. Oktober wählen im Gasthof die Knautnaundorfer und die Rehbacher Gemeinde einen Wahlmann für die folgende Landtagswahl. Bei der zweiten Abstimmung fällt die Wahl auf den Knautnaundorfer Richter Schümichen.
1833, 18. Mai
Der Gemeinde Knautnaundorf wird bei Strafe untersagt, Wasser aus der Luppe in ihre Sandgrube zu leiten.
1834
ermöglicht das Sächsische Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitsteilungen vom 17. März 1832 auch in Knautnaundorf die Ablösung der Frone, Dienste und Abgaben. Dazu gehören der Zeschdrusch, die Handfrone (1834), die Jagdfrone (1835) sowie Hand- und Spannfrondienste (1844). Ferner werden verschiedene Rechte, wie das der Hutung (1840), der Trift und der für Haus und Ackerland zu zahlende Erbzins (1839), durch gegenseitige Verträge abgelöst. Ein Teil des Flurstücks Lehde tritt die Gemeinde an die Schäferei ab. Der Friedhof erfährt eine grundlegende Umordnung. Er wird planiert, eine neue Mauer und ein Tor gebaut, alte Grabsteine weggeschafft und der Weg, der bisher schief auf die Kirche zuführte, fast in die Mitte gerade auf die Kirche zu verlegt. Fortan sollen die Toten der Reihe nach bestattet werden, die Erwachsenen auf der rechten, die Kinder auf der linken Seite.
1835
Auf Anordnung der Königlich-Preußischen Floßinspektion wird die Wasserleitung zu den Knautnaundorfer Teichen geschlossen, da man das Wasser für die Kötzschauer Saline braucht. Nach einigen Streitigkeiten wird der Abzug des "erforderlichen Wassers" jedoch weiter gestattet.
1835, 18. März
Pächter und Verpächter der Schäferei schließen einen Vergleich, da Carl Adolph von Hohenthal einige Pflichten, u. a. Wegebau nach Knautnaundorf und andere Bauleistungen, nicht erfüllt hat.
Gebäude der Knautnaundorfer Schäferei von Nordwesten, vor 1900
1836
In Knautnaundorf gibt es 40 Wohngebäude, in denen 219 Einwohner leben.
1837
Der Bau der Pfarre, der 1824 Taler gekostet hat, wird vollendet.
1839
Nach Einführung der sächsischen Landgemeindeordnung wählen die Knautnaundorfer ihren ersten Gemeinderat. Die wahlberechtigten Männer werden in drei Besitzklassen - in Hüfner, Halbhüfner und VierteIhüfner - eingeteilt; außerdem wird zwischen Ansässigen und Unansässigen unterschieden, Nach jeweils zwei Jahren scheiden zwei Mitglieder aus dem Gemeinderat aus und es muss neu gewählt werden.
1840
In der Schule von Knautnaundorf gibt es zwei Klassen: eine Ober- und Unterklasse, die jedoch wegen der geringen Schülerzahl den 32 Schulstunden gemeinsam beiwohnen. Das wöchentliche Schulgeld für ein Kind beträgt 6 Pfennige.
1843, 28. Oktober
Die Familie Hohenthal erreicht beim sächsischen König die Allodifikation ihrer Knauthainer Güter. Fortan werden diese als ein Erbe betrachtet und sollen immer an den ältesten Sohn gelangen. Der jährlich an das Königreich zu zahlende Canon beträgt für das Gut Knautnaundorf 10 Taler, 22 Neugroschen und 8 Pfennige.
1844, 20. Oktober
Die aufwendig erneuerte Kirche wird wieder eingeweiht. Orgel und Turmuhr wurden repariert und der Eingang von der Südseite auf die Westseite verlegt. Der Friedhof erhält ein neues Leichenhaus.
Das Leichenhaus auf dem Knautnaundorfer Friedhof
1845-55
In Knautnaundorf wird die Flurzusammenlegung und -neuverteilung durchgeführt. Rund 534 Flurstücke werden zu ca. 229 zusammengelegt. Damit muss kein Flurzwang mehr ausgeübt werden und durch Fruchtwechsel können höhere Erträge erzielt werden. 1845 ist die Zusammenlegung durch den Knautnaundorfer Gutsbesitzer Karl Friedrich Bauer beantragt und daraufhin eine Kommission gewählt worden. Zehn Jahre später, am 12. Dezember 1855, kann der Zusammenlegungsrezeß schließlich zur Vollziehung kommen. Die bisher von der Altgemeinde gemeinsam genutzten Grundstücke kommen sämtlich zur Teilung, mit Ausnahme der bereits früher aufgeteilten Pflanzenbeete. Zahlreiche Rechte, wie das der Raingräserei, der Trift und der Schafhütung fallen weg und werden durch Geld abgelöst. Die Mitglieder der Altgemeinde bekommen vom Rittergutsbesitzer an der Rehbacher Grenze eine neue Lehmgrube, behalten ihre Sandgrube und überweisen dem Besitzer des Gutes Nr. 10 die im Dorf befindliche Schuttgrube. Ferner nutzt man die Veränderungen auch zu einer Ausbesserung und Verbreiterung zahlreicher Wege sowie zum Anlegen mehrerer Wasserabzugsgräben. Der alte Schkeitbarer Weg soll wieder in pflügbares Land verwandelt werden. Die Kosten der Zusammenlegung tragen die Grundbesitzer 1. Klasse gemeinschaftlich.
1848
Im Zuge der revolutionären Ereignisse dürfen 103 Wahlberechtigte aus Knautnaundorf zusammen mit Bewohnern von fünf weiteren Dörfern einen Wahlmann zur Wahl der deutschen Nationalversammlung wählen. Bei der Stimmzettelabgabe, die am 1. Mai in der Schenke zu Rehbach stattfindet, wird Johann Tobias Arnold aus Rehbach mit 43 Stimmen gewählt. Nach der Verordnung vom 11. April über die Bildung von Kommunalgarden in allen Gemeinden des Königreiches Sachsen wird auch in Knautnaundorf eine Kommunalgarde aufgestellt.
1849
Per 30. Januar übernimmt das Kreisamt Leipzig die Untergerichte der Rittergüter Knauthain, Knautnaundorf und Lauer. Damit endet die Ausübung der Patrimonialgerichtsbarkeit durch den Knauthainer Gutsbesitzer. Karl Adolph Graf von Hohenthal hat die Abtretung dieser Gerichte an den Staat beantragt, da dies seit dem 23. November 1848 per Gesetz ermöglicht wurde.
1851
Die Gemeinde kauft für 520 Taler eine Zubringer-, Saug- und Schlauchspritze.
1852
Am 4. März wird die neue Schule (Leipziger Straße 17) eingeweiht. Die alte Schule war abgebrochen und verkauft worden.
1860
hat Knautnaundorf 226 Einwohner und 38 Güter. Das Birkholz wird mit Nadelbäumen bepflanzt, nachdem es zuvor schon fast abgeholzt war, Bei der Bitte um Anerkennung seiner Schankkonzession für den Gasthof "Zum Weißen Schwan" wird Georg Gottfried Fleck durch die Knautnaundorfer Einwohner unterstützt: "Wenn wir des Tages Last und Hitze ertragen haben und wir ermüdet von unsern Feldarbeiten nach Hause kommen, sehnen wir uns nach einem Glase Bier zur Erquickung und kommen bei dem Genusse desselben mit unsern Gemeindegliedern mehr in Berührung und zu einer freundschaftlichen Unterredung." Vermutlich erwirbt noch im selben Jahr Ferdinand Voigt den Gasthof.
1861
Knautnaundorf hat 35 bewohnte Gebäude, in denen 234 Einwohner leben. Der Orgelbaumeister Berger aus Pegau übergibt am 20. Juli eine neue Orgel für 458 Taler.
Situationsplan von Kirche, Schule und Friedhof im 19. Jahrhundert
1865
Auf dem Grenzhübel wird ein Trigonometrischer Punkt 2. Ordnung für die Nagelsche Triangulierung aufgestellt.
1866
Die Feuerlöschordnung vom 13. Februar für Knautnaundorf und Rehbach, die einen Feuerlöschverband bilden, regelt den Bestand an Feuerlöschgeräten und den Einsatz der im Knautnaundorfer Spritzenhaus stehenden Spritzen. In Knautnaundorf haben die Pferdebesitzer der Reihe nach Dienst, um im Feuerfall die Pferde vor die Feuerspritze zu spannen. Um Rehbach schneller zu erreichen, gibt es neben der Straße nach Markranstädt den "Spritzenweg".
1868
Mühlenbesitzer Eugen Clauss errichtet auf einem Stück Land an der Straße nach Markranstädt, das er 1865 gekauft hat, eine Windmühle. Nach der örtlichen Überlieferung soll hier zunächst eine hölzerne Bockwindmühle gestanden haben, die jedoch durch Blitzeinschlag abbrannte.
Knautnaundorfer Windmühle von 1868, um 1920
1870
stiftet der Gutsbesitzer Johann Carl Sommerweiß der Kirche eine neue Glocke.
1874
Der Müller Adolph Oehmigen erwirbt für 5800 Reichstaler die Windmühle. Bis 1920 wechselt die Mühle noch achtmal ihren Besitzer.
1875
Im Juni werden dem Leipziger Geschichtsverein der Altarschrein und die Tonfiguren aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts übergeben. Die Altarteile hatten nach der Kirchenrenovierung von 1846 auf dem Kirchenboden gelegen.
1876, 24. Mai
Carl Heinrich Rüger verkauft an die Gemeinde zwei Parzellen am Weg nach Eythra, auf denen Kies für den Straßenbau gegraben werden soll.
1882
Auf Anregung des Pfarrers entsteht zu Ostern eine Turmbaukasse, die zunächst aus freiwilligen Beiträgen der Konfirmanden dieses Jahres besteht. Im Ort gibt es ein Armenhaus, das schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts existieren dürfte. Es steht auf Flurstück Nr. 12, auf dem sich auch das Gemeindehaus befindet. Hier wohnen entweder der Gemeindediener oder bedürftige Familien. In dem Gebäude befindet sich eine Arrestzelle, um Verbrecher bis zur Untersuchung festzusetzen.
1883
Seit diesem Jahr ergehen von Seiten der Amtshauptmannschaft Leipzig regelmäßige Aufforderungen, die Wege rund um das Dorf zu säubern und auszubessern.
1888
Die Straße von Borna nach Markranstädt wird verbreitert. Am 14. Dezember wird der neue spitze Kirchturmaufsatz eingeweiht. Der alte Aufsatz musste wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden.
1890
Im Ort leben 281 Einwohner (119 männlich, 162 weiblich) in 38 Wohnhäusern.
1892
Johann Carl Traugott Freyer erwirbt am 29. März den Gasthof auf dem Gut Nr. 11, der in den Akten "Zur Stadt Zwenkau", später jedoch "Zur Kastanie" heißt.
1893
An Stelle des alten Spritzenhauses an der Kreuzung der Dorfstraße und der nach Eythra führenden Straße lässt die Gemeinde ein neues bauen.
1896
Max Hänzel erhält die Schankkonzession für den "Weißen Schwan", den er am 2. November 1898 von Otto Voigt kauft. An Stelle der Brauerei wird der neue Tanzsaal gebaut; der Rest des Hofes bleibt Bauerngut. Hänzel will auf dem abgetrennten Gelände eine Gastwirtschaft mit Ausspannung und Beherbergung betreiben.
1898
Der Weg von Kleinschkorlopp wird auf preußischer Seite ausgebaut, während er auf der sächsischen Seite nur notdürftig mit Kies befestigt ist und eine geringe Breite aufweist. Ausbaupläne scheitern in den folgenden Jahren am Widerstand der Knautnaundorfer Einwohner, die den Weg für befahrbar und ausreichend befestigt halten.